Wo kommen die Wintergewürze her?
Kommen wir zuerst zum Zimt. Es lässt sich zwischen zwei Sorten unterscheiden: Ceylon- und Cassia-Zimt. Ceylon-Zimt (Cinnamonum verum) oder auch „der echte Zimt“ genannt ist teurer als der Cassia-Zimt (Cinnamonum aromaticum), auch bekannt als „der chinesische Zimt“. Es handelt sich bei beiden um die Rinde des Zimtbaumes, die sich durch die Trocknung seitlich einrollt. So entsteht eine Zimtstange, wie wir sie kennen. Ursprünglich kommt Ceylon-Zimt aus den Bergwäldern Südindiens und dem Westen Sri Lankas (früher hieß die Insel noch Ceylon). Cassia-Zimt stammt aus dem Süden Chinas, Myanmar, Laos, Kambodscha und dem Vietnam. Außerdem findet man ihn in Indonesien, Sri Lanka und Südamerika.
Auch der Sternanis hat seinen Ursprung in China, wo er schon lange verehrt und geschätzt wird.
Der grüne Kardamom kommt aus Südindien, Sri Lanka, Thailand und dem Irak. Die Kapseln der Kardamompflanze werden geerntet bevor sie reif sind, da sie sich ansonsten öffnen und dadurch Samen verlieren würden. Er gehört zu den wertvollsten Gewürzen der Welt.
Vanille kommt eigentlich aus Mexiko, wird aber mittlerweile zum größten Teil, etwa 80 %, aus Madagaskar importiert. Ohne menschliche Hilfe könnte sich die Vanille dort nicht fortpflanzen, da die Insekten und Vögel für die Bestäubung nur in Mittelamerika vorkommen. Jede Blüte wird daher einzeln mit einer Pinzette bestäubt (irre!!!), nach der Ernte gekocht und über zwei Wochen täglich in der Sonne getrocknet. Ein großer Aufwand – aber er lohnt sich! Denn die Vanille gilt nach Safran als das zweitteuerste Gewürz der Welt.
Was kann man beim Einkauf dieser Wintergewürze beachten?
Aufgrund des höheren Cumarin-Gehalts von Cassia-Zimt ist es sinnvoll lieber auf einen hochwertigen Ceylon-Zimt zurückzugreifen. Der ist zwar etwas teuerer, aber aufgrund des geringen Cumaringehalts leberfreundlicher und milder im Geschmack.
Genau wie Zimt hat auch Kardamom, Vanille und Sternanis bis zu uns nach Hause eine weite Reise hinter sich. Die Wahl hochwertiger Bio-Produkte ist sinnvoll, um Gewürze zu genießen, die sicher keine Pestizid-Belastung erfahren haben. Diese sind jedoch meist teurer, was an dem aufwendigerem Anbau liegt. Besonders deutlich wird das bei der echten Vanille. In vielen Produkten wird deshalb oft auf Vanillin, also künstliches Vanillearoma, zurückgegriffen. Kennst du Vanillinzucker aus dem Supermarkt? Dieser ist auch künstlich hergestellt und kann daher günstiger verkauft werden. Aber mal so unter uns: Geschmacklich ist er kein ernstzunehmender Konkurrent für die echte Vanille.
Vanillestangen im Glasröhrchen, Vanilleextrakt und Vanillepulver aus vermahlenen Schoten sind Produkte aus der natürlichen Pflanze. Wenn du Vanillearoma kaufen möchtest, kannst du auf den Zusatz „natürlich“ achten. Ist er dabei, müssen mindestens 95 % des Produkts aus echter Vanille bestehen. Ohne den Zusatz darfst du davon ausgehen, dass das Produkt im Labor entstanden ist.
Neben den Inhaltsstoffen ist es ratsam, auf ein Fair-Trade-Produkt zurückzugreifen, denn die Bauern in Madagaskar werden leider häufig ausgebeutet und bekommen nur einen winzigen Bruchteil des Geldes von dem, was wir Endverbraucher bezahlen.
Wie verwendet man diese Wintergewürze?
In unserer westlichen Welt verwenden wir Zimt, Sternanis und Kardamom meist in Verbindung mit süßen Speisen und aromatisieren Zucker – denke nur mal an die feine Zimt-und-Zucker-Mischung. Dabei können sie noch viel mehr! Die afrikanische und asiatische Küche zeigen, dass die Gewürze herzhafte Gerichte hervorragend abrunden können! Zum Beispiel findest du hier ein Rezept für eine leckere Gewürz-Tajine mit Zimt.
Sternanis ist eine kreative Zutat für ein selbstgemachtes Infused Water oder gibt Kaffee, Pumkin-Spice-Latte, Kakao und Tee eine ganz neue Note.
Auch als Zutat in einer orientalischen Reis- oder Gemüsepfanne können Kardamom und Zimt mitgekocht super punkten. Eine besondere Geschmacksrichtung, die vielseitig einsetzbar ist und die Geschmacksknospen deiner Zunge jubeln lassen.
Das Bundesamt für Risikobewertung1 rät übrigens, dass Schwangere auf Zimt nur in Maßen zurückgreifen sollten, da hormonelle Wirkungen möglich sind und es noch keine ausreichenden Untersuchungen diesbezüglich gibt.
Was macht diese Wintergewürze so wertvoll?
Bezogen auf die Volkskrankheit Diabetes mellitus Typ 2 konnte nachgewiesen werden, dass der tägliche Zimt-Verzehr den Blutzuckerspiegel, Triglyceride, Gesamtcholesterin und LDL-Cholesterin senkt. Beeindruckend, oder? Also einfach täglich viel Zimt essen? So einfach ist es leider nicht. Als effektivstes Antidiabetikum gilt der Cassia-Zimt unter den Zimtsorten, was auf seinen erhöhten Anteil an Zimtaldehyden zurückzuführen ist. Die Zimtaldehyde sorgen dafür, dass Insulinsensitivität und -effektivität gesteigert werden. Leider ist das Zimtaldehyd auch eine Substanz, die häufig Allergien auslösen kann. Fluch und Segen zugleich, könnte man also sagen.
Kleine Randnotiz: Besser, als auf die Wirkung des Zimtes zu setzen, um den Diabetes Typ 2 zu verbessern, schlagen wir von essenZ vor, die Zuckermenge wohl zu dosieren. Da gibt es keine ungewollten Nebenwirkungen.
Und außerdem gilt wie immer: Die Menge macht das Gift. Wenn zur Weihnachtszeit mal deutlich mehr Zimt verzehrt wird, ist das kein Grund zur Panik. Lediglich bei langfristig täglichem Verzehr ist es ratsam, die Menge im Blick zu behalten.
Und dann hat Zimt noch so einiges zu bieten: Neben dem Einsatz als Gewürz wird es auch für seine therapeutische Wirkung bei Appetitlosigkeit, Verdauungsbeschwerden, Bauch- und Unterleibschmerzen, sowie Diarrhö eingesetzt.
Und was können die anderen noch? Sternanis, ebenso wie Kardamom, werden traditionell bei Verdauungsproblemen wie Blähungen und Verstopfung eingesetzt. Sternanis kann auch bei Atemwegsproblemen wie Bronchitis und Husten helfen.
Und Kaugummis kannst du auch zur Seite legen. Wer schonmal auf einer Kardamom-Kapsel herumgekaut hat, weiß, dass sie den Atem erfrischt und wirksam gegen Mundgeruch ist. Und (vielleicht besteht ja ein Zusammenhang?) sowohl Kardamom als auch die Vanille sind als Aphrodisiakum bekannt.
(Theresa Keßler)
Bildquelle: © Miroslav / unsplash.com