essenZielles über Süßstoffe

Wenn Zucker der Feind in Lebensmitteln ist, versprechen Produkte mit den Aufschriften „weniger Zucker“ oder „zuckerfrei“ eine gesündere Alternative zu sein. Oft schmecken diese Produkte aber trotzdem süß. Der Grund dafür können Zusätze wie Aspartam, Acesulfam und Cyclamat – sogenannte Süßstoffe – sein. Aber sind Produkte, in denen Zucker durch Süßstoffe …

… ausgetauscht wird, tatsächlich die bessere Wahl? Oder lohnt es sich, bei den altbekannten Produkten zu bleiben? Und warum findet man eigentlich keine Süßstoffe in Bio-Lebensmitteln? Wir haben uns das Ganze mal genauer angesehen …

 


Dieser Blogpost ist der vierte Teil unserer Reihe an essenZiellem rund um das Thema Süßungsmittel, zu denen neben dem klassischen Zucker auch Zuckeralternativen, Zuckeralkohole und Süßstoffe gehören.
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… unter die Lupe genommen

Süßstoffe besitzen eine sehr hohe Süßkraft, die deutlich höher als die von Haushaltszucker ist. Im Vergleich können sie 30- bis 13.000-mal süßer schmecken. Daher reichen kleinste Mengen aus, um Lebensmitteln einen süßen Geschmack zu verleihen und tauchen häufig in der Zutatenliste von Produkten mit der Beschriftung „weniger Zucker“ oder „zuckerfrei“ auf den hinteren Plätzen auf. Da Süßstoffe zusätzlich nahezu keine Kalorien haben, finden sie sich oft auch in Produkten, die als „energiearm“, „energiereduziert“ oder „light“ beworben werden. 
 
Genau diesen Vorteil hat die Firma Coca-Cola als erste erkannt und sich und seinen Kund:innen zum Vorteil gemacht. Vor knapp 100 Jahren stellte der Konzern erstmalig ihr bekanntestes Produkt auch mit Süßstoff her.  Heute sind Light-Produkte, wie zum Beispiel zuckerfreie Limos, Joghurts oder Konfitüren, in den Regalen nichts Ungewöhnliches mehr. Und auch die Angebote von „Tafelsüße“ in Form von Streusüßen (Pulverform), Süßstofftabletten oder Süßstofftropfen überraschen uns nicht mehr. 
Der Newcomer unter den Süßstoffen heißt Stevia, der erst vor einigen Jahren den großen Durchbruch in der Lebensmittelindustrie schaffte. Ursprünglich wurden die süß schmeckenden Blätter der Pflanze Stevia rebaudiana als Ganzes genutzt, mittlerweile werden die süß wirkenden Stoffe namens Stevioglykoide  aber auch mittels technischer Verfahren aus den Blättern extrahiert. Mit einer bis zu 300-fach  höheren Süßkraft findet Stevia in aromatisierten Erfrischungsgetränken, Fruchtjoghurts und auch Suppen seine Verwendung. Toll ist auch, dass Stevia hitzebeständig ist! Backen ist also möglich, allerdings teste einmal, ob du den Geschmack magst!
 
Die bekanntesten und häufigsten Süßstoffe sind: 

  • Aspartam (E 951) 
  • Cyclamat (E 952)
  • Saccharin (E 954)
  • Sucralose (E 955)
  • Thaumatin (E 957)
  • Stevia (E 960)

  

  

Fake Food oder Real Food?


Infokasten 1

Die Verwendung von Süßstoffen unterliegt einer gesetzlichen Höchstmengenbegrenzung der EU, das heißt herstellenden Unternehmen dürfen pro Lebensmittel nur eine festgelegte Menge von Süßstoffen einsetzen. Das soll Verbraucher:innen vor zu viel Süßstoffen schützen. Viele der Süßstoffe (leider nicht alle) entwickeln allerdings ohnehin einen unerwarteten (und meist nicht akzeptierten) Eigengeschmack , wenn wir sie in großen Mengen essen.
Aber eines ist ungeklärt: Was passiert, wenn wir viele verschiedene Süßstoffe gleichzeitig essen? Da bisher noch nicht sicher festgestellt werden konnte, wie der Körper darauf reagiert, steht hier bis auf Weiteres ein großes Fragezeichen. Wir werden berichten.


Infokasten 2

In Bio-Lebensmitteln sind generell nur 50 Zusatzstoffe zugelassen. Verboten sind Farbstoffe, Stabilisatoren, Geschmacksverstärker und eben auch Süßstoffe. Von Aspartam bis hin zu Stevia – du kannst dir also sicher sein, dass Bio-Produkte keine Süßstoffe enthalten. Alles Wichtige rund um das Thema Zusatzstoffe erfährst du übrigens in unserem Blogpost E 414, E 129, E 450, … – DEM KLEINGEDRUCKTEN AUF DER SPUR.


 

Süßstoffe werden zu einem großen Teil künstlich hergestellt. Nur ganz selten werden sie aus natürlichen Rohstoffen gewonnen . Im Gegensatz zu dem altbekannten Haushaltszucker haben sie nahezu keine Kalorien und werden umgangssprachlich gern als „kalorienfrei“ bezeichnet. Erstmal ein Pluspunkt!
Anders als bei zucker- und stärkereichen Lebensmitteln steigt nach dem Essen der Blutzuckerspiegel nicht oder nur wenig an. Noch ein Pluspunkt!
Ebenso wie Zuckeralkohole wirken Süßstoffe nicht kariogen, sprich sie unterstützen die Kariesbildung nicht. Somit liefern sie unserer Zahngesundheit einen großen Vorteil und einen dritten Pluspunkt!

Leider haben Süßstoffe aber auch ihre Schattenseiten. Sie können zu unerwünschten Wirkungen wie Durchfällen, Blähungen und Bauchschmerzen führen. Gut zu wissen: Wenn ein Lebensmittel zu mehr als 10 % des Gesamtproduktes aus Zuckeraustauschstoffen (also aus Süßstoffen oder Zuckeralkoholen) besteht, muss der Warnhinweis „Kann bei übermäßigem Verzehr abführend wirken“ auf der Packung stehen. Apropos Darm: Manche Süßstoffe werden diskutiert, die Darm-Mikrobiota zu verändern und sogar einen negativen Einfluss auf unsere guten Darmbakterien zu haben. Die meisten Erkenntnisse kommen aber aus Tierstudien und diese lassen sich nicht so einfach auf den Menschen übertragen.
Schauen wir doch auf das Positive: Wie du deinen Darm mit bestimmten Lebensmitteln unterstützen kannst, erfährst du in unseren Blogposts rund um die Themen Probiotika und Präbiotika.

 

Wir empfehlen, Zucker am besten so zu verwenden:

Kurz vorweg: Wir greifen bei unseren Rezepten lieber zu Zucker und Zuckeralternativen wie Honig, Vollrohrzucker und Co. als zu Süßstoffen. Denn Zucker hat auch einen Einfluss auf die Konsistenz und das Aroma des fertigen Essens. Und aus gesundheitlicher Sicht spricht gegen Zucker – natürlich in geringen Mengen – nichts! 
 
Bilde dir aber gern deine eigene Meinung und probiere einfach mal aus, was dir schmeckt! Wie viel du von den verschiedenen Süßstoff-Formen verwenden kannst, um die Süße eines Teelöffels Zucker zu erreichen, siehst du hier:
  • 1 Teelöffel Zucker = 1 x Süßstofftablette 
  • 1 Teelöffel Zucker = 2‍–‍3 Tropfen Flüssigsüße 
  • 1 Teelöffel Zucker = 1 Teelöffel Streusüße 
 
Zum Kochen und Backen eignen sich die meisten Süßstoffe allerdings nur bedingt.  Im Gegensatz zu Zucker und Zuckeralkoholen liefern Süßstoffe nämlich kein Volumen  für das Gericht oder den Teig, sodass sie den Zuckeranteil in einem Rezept nicht 1‍:‍1 ersetzen können. Du willst Süßstoffe trotzdem in deine Rezepte einbauen? Manchmal helfen gemahlene Mandeln oder Haselnüsse, um fehlendes Volumen aufgrund des Weglassens des Zuckers zu ersetzen.

 

 

… und die essenZ daraus:

In Maßen statt in Massen
  • Bei den Süßstoffen gilt ganz eindeutig das Motto: Weniger ist mehr! Da viele Fragen zum Thema der Wirkung auf unseren Körper noch nicht klar beantwortet werden können, sollten sie ebenso wie Zucker in Maßen genossen werden. Selten verzehrt bereiten sie uns nach heutigem Wissensstand keine Probleme – insbesondere, wenn die Lebensmittelauswahl ansonsten hochwertig ist.
Keine falschen Erwartungen
  • Süßstoffe bringen keine Garantie für einen Abnehmerfolg mit sich, auch wenn sie nahezu kalorienfrei sind!
Süßstoff-Tsunamis als Ausnahme
  • Vor allem bei süßstoffgesüßten Getränken gilt die gleiche Empfehlung wie für übliche Zuckergetränke: als Partygetränk und Ausnahme okay, im Alltag haben sie nichts verloren.

 

  

(Emma Otte und Janina Kaiser)


Bildquelle: © Heike Rau / AdobeStock

Samstag, 01 Juli 2023 05:39