Fake Food – im besten Fall schadet es nicht

Bei uns kamen schon immer frische, natürliche und möglichst unverarbeitete Lebensmittel in die Tüte, auf den Teller und in unsere Rezepte. Aus der Wissenschaft bekommen wir Bestätigung, denn es wird immer deutlicher, was hochverarbeitete und unnatürliche Lebensmittel für Auswirkungen auf den Körper haben.

In diesem Kontext tauchen zurzeit die Begriffe „Fake Food“ und „Real Food“ immer wieder in den Medien und der Fachpresse auf. Höchste Zeit für uns, das Thema genauer unter die Lupe zu nehmen.

Übersetzt man die Begriffe ins Deutsche, geht es ganz schlicht und einfach um „echtes“ und „unechtes Essen“. Das Bauchgefühl verrät uns meistens schon beim Anblick, was echtes Essen für uns ist. Bei unechtem Essen wird allerdings unsere Körperintelligenz und auch die emotionale Intelligenz immer öfter in die Irre geführt.
Seit den 1970er Jahren boomt der Markt der Lebensmittelproduktion. Auf Grundlage von kostengünstiger Getreidestärke, Zucker, Salz und billigen Pflanzenfetten werden mit Aromen und Farbstoffen die buntesten und schrillsten Leckereien kreiert, beworben und schließlich verkauft. Eines haben alle diese Fake Foods gemeinsam: Sie haben die Bezeichnung „Lebensmittel“ kaum verdient. Denn Lebensmittel sind – wie ihr Name eben verrät – Mittel zum Leben. Von dem, was diese Fake-Food-Produkte enthalten, braucht der Körper aber nur das Wenigste – im schlimmsten Fall schaden sie sogar.

 

Bis zur Unkenntlichkeit verarbeitet
Was haben Kartoffelchips noch mit der Kartoffel zu tun? Erkennt man die Tomate noch in der Fertigtütensuppe? Und aus welchem Teil des Tieres wird eigentlich die Salami gemacht?

Ob Fertiggerichte, gesüßte Backwaren, Fleischprodukte und ihre tierfreien (veganen) Pendants, Snacks oder Süßgetränke – es sind hoch verarbeitete Produkte, die unzählige Verarbeitungsschritte durchlaufen, bis sie schließlich im Einkaufswagen landen. Ein Paradebeispiel ist eine Portion Nudeln mit Sauce, die vor dem Verzehr nur noch kurz mit heißem Wasser aufgegossen wird und dann 5 Minuten durchzieht. Was sich in dem trockenen Soßenpulver nach einer Menge von Produktionsschritten befindet und wie viel das Ganze mit einer selbstgekochten Mahlzeit gemeinsam hat, ist insgesamt sehr fragwürdig.



Zugesetzt und aromatisiert
Um aus günstigen Grundzutaten Leckereien zu zaubern, wird an Zusatzstoffen nicht gespart. Für eine cremige Konsistenz gibt es Emulgatoren, die Form wird durch Stabilisatoren gehalten. Der Geschmack wird statt des Einsatzes von natürlichen Lebensmitteln durch Aromastoffe und Säuerungsmittel erzeugt. Und weil das Auge ja bekanntlich mitisst, rundet die richtige Kombination aus Farbstoffen das Produkt dann noch ab. Der leichte, cremige Erdbeerjoghurt aus der Kühltheke entpuppt sich so als bunter Mix aus Zusatz- und Aromastoffen.
Für diese Zusatz- und Aromastoffe gibt es ganze Listen, denn Hersteller müssen ihren Einsatz kennzeichnen. Die verwendeten Stoffe finden sich dann als E-Nummern auf der Produktverpackung. Das Bundesinstitut für Risikobewertung stuft die in Deutschland verwendeten Zusatzstoffe als gesundheitlich unbedenklich ein. Inwiefern bestimmte Kombinationen einzelner Zusatzstoffe aber in jedem von uns schädlich wirken können, ist allerdings noch nicht bekannt. Unsere Körper sind ja alle unterschiedliche, kleine Bio-Reaktoren, in denen ganz eigene Wechselwirkungen herrschen. Die Verbraucherzentrale Hamburg hat zur Übersicht eine Broschüre über alle E-Nummern (also für Zusatzstoffe) herausgebracht.

 

Die Kombination macht’s
Und Fake Food hat noch einen weiteren Nachteil: die gefährliche Kombination aus Zucker und Fett. Diese beiden Nährstoffe tauchen in der Natur nicht zusammen in einem Lebensmittel auf. Und das führt unseren Körper gehörig in die Irre. Die richtige Kombi lässt das Belohnungszentrum in unserem Gehirn Freudensprünge machen und nach mehr verlangen. Ein Donut hat hier dieselbe Wirkung wie eine Portion Currywurst mit Pommes oder die Lieblingsschokolade – leider!
Wer es genauer wissen will: Wie unser Körper auf die clevere Nährstoffkombination und die Grundzutaten von Fake Food reagiert, erfahren Sie in unserem Blogpost „Fake Food – Gefahrengut für den Körper“ Ende März.

Als Fake Food können auch Lebensmittel bezeichnet werden, die illegal gefälscht werden und uns suggerieren, etwas zu sein, was sie nicht sind. Beispiele dafür sind Olivenöl, das mit billigem, anderem Pflanzenöl gestreckt oder Honig, der mit Zuckersirup verlängert wird. Aber das ist noch ein ganz eigenes Kapitel für sich und führt an dieser Stelle zu weit.

 

Wie wäre es mit ein BISSchen Natürlichkeit?
Für uns stellt sich die Frage: Warum Zusatzstoffe einsetzen, wenn es auch ohne geht? Warum hochverarbeitete Produkte kaufen, wenn es ein Klacks ist, ein gesundes Pendant in der eigenen Küche zu zaubern?
Wie wäre es mit frischen Erdbeeren und einem Schlag Naturjoghurt statt des Erdbeerjoghurts? Oder mit einem Steak von einem Rind aus biologischer und artgerechter Haltung (Empfehlung: mehr als 300–600 g pro Woche brauchen wir aus gesundheitlicher Sicht nicht) statt der billigen Bratwurst, die vor Geschmacksverstärkern strotzt und ihre Konsistenz durch den Einsatz dubioser Zutaten erhält? Eine Tomatensuppe aus der Tüte kann im Handumdrehen durch eine selbst zubereitete Tomatensuppe ersetzt werden. Wir haben eine ganze Reihe an Rezepten, bei denen ein paar kleine Handgriffe für großen Genuss sorgen.

Und hier sind wir beim „Real Food“ angekommen. Bei dem Trend rund um das Thema „Real Food“ geht es nicht um Diäten, bei denen Kalorien gezählt und Nährstoffe zusammengerechnet werden. Es geht auch nicht um Verzicht. Vielmehr geht es um den Einsatz natürlicher, frischer und möglichst unverarbeiteter Lebensmittel – wenn möglich in Bio-Qualität. Lebensmittel, die mit ihrer Authentizität glänzen und nicht mit dem Umfang ihrer Zutatenliste. Die schonende Verarbeitung in der eigenen Küche bringt dann noch den vollen Geschmack und die gesamte Kraft des Lebensmittels zum Vorschein.
Den einen mag das an die gute alte Vollwertkost erinnern. Die andere fühlt sich vielleicht an Clean Eating erinnert. Ob „Real Food“ nun die Vollwertkost unter neuem Namen ist oder Clean Eating gleicht – klare Definitionen gibt es für alle drei nicht. Wir bleiben bei dem Begriff Real Food, weil er sich so schön vom „Fake Food“ abgrenzt und moderner als die verstaubte Vollwertkost klingt.


Unserer Meinung nach dürfen sich Lebensmittel zu „Real Food“ zählen, die

  • keine ellenlange Zutatenliste mit unaussprechbaren Einträgen haben;
  • nicht bis zur Unkenntlichkeit verarbeitet worden sind;
  • nicht in Chemielaboren hergestellt wurden;
  • nicht genetisch modifiziert sind;
  • nicht mit Pestiziden oder toxischen Stoffen besprüht wurden;
  • aus keinem Fleisch von Tieren sind, die in überfüllten, schmutzigen Ställen gehalten und mit Antibiotika gefüttert wurden.

Wir setzen auf möglichst naturbelassene Lebensmittel. Auf Qualität zu achten, wo es geht, Bio zu kaufen und immer wieder auf das Bauchgefühl zu hören, hat sich bei uns am besten bewährt.

 

Alles auf Anfang: Gutes Essen beginnt beim Einkauf
Schritt für Schritt – so lautet das Geheimrezept für eine erfolgreiche Einführung neuer Gewohnheiten. Wer sich zu viel vornimmt und von heute auf morgen alles umstellt, wird wahrscheinlich scheitern. Aber warum nicht beim Einkaufen einfach mal darauf achten, welche Fertigprodukte routiniert im Einkaufswagen landen? Und wie groß der Aufwand wirklich wäre, sie selbst zu machen. Nach und nach können gesalzene Erdnüsse Stapelchips ersetzen, geräucherter Schinken die Salami und frisches Obst und Quark den Fruchtskyr aus dem Kühlregal – immer nach dem Motto „so natürlich und qualitativ hochwertig wie möglich“. In unserem PodcastessenZ fürs Ohr“ haben wir über die „80:20“-Regel gesprochen. 80 % Real Foods im Einkaufswagen als Orientierung – je mehr, desto besser! Die Folge kannst du dir hier auf unserer Website anhören oder überall, wo es Podcasts gibt.
Anspruchsvoller wird es bei Produkten, bei denen die Inhaltsstoffe nicht so offensichtlich sind. Das „Brot mit Vollkorn“, das kaum Vollkornmehl enthält oder der teure Honig, der mit billigem Zuckersirup gestreckt wurde.

Wir werden uns in den kommenden Wochen, Monaten und Jahren immer wieder mit diesen Themen auseinandersetzen – du darfst also gespannt sein!

 

(Janina Kaiser)


Bild: © pacovh / pixabay.com

Dienstag, 09 März 2021 05:41