Wie schrecklich Heißhunger ist, wie er entsteht und warum ein Bonbon die Rettung in der Not sein kann, hast du ja schon lesen können. Eine der Ursachen dafür ist ja, dass zu lange nichts gegessen wird. Eine dazu sehr typische Beschreibung des eigenen Alltags lautet dann etwa so: „Ich hatte keine Zeit für Mittagessen bei der Arbeit und abends vor dem heimischen Kühlschrank hätte ich alles verdrücken können! Und hab’s dann auch…“
Ein typischer Fall für ein schlechtes Ess-Zeit-Management! (Leider bin auch ich manchmal von diesen Situationen betroffen: Überraschende Anrufe, Planänderungen, Meetings, die länger als erwartet dauern, und so weiter. Der Arbeitsalltag hält ja immer so seine Überraschungen bereit, nicht wahr?!)
Was dann aber vielen passiert – und mir mittlerweile seit vielen Jahren nicht mehr (puh!) – ist, dass dann zu viel gegessen wird. Wir übergehen das angenehme Gefühl der Sättigung und landen etwas zeitverzögert im Völlegefühl – so wie das „Ich platze!!“-Gefühl förmlich genannt wird.
Die Frage ist nun, wie es passiert, dass wir viel zu viel essen und so von einem Extrem (Heißhunger) im anderen Extrem (Völlegefühl) landen?
Zum einen liegt es an der Ess-Menge: Dein Magen ist, wenn er leer ist, ungefähr so groß wie deine geballte Faust. Da er ein Hohlorgan und Schlauchmuskel ist, kann er viel Essen aufnehmen und sich dehnen. Das Dehnen bewirkt, dass aus der Magenwand ein Signal in dein Hirn gesendet wird, das „Danke, satt!“ signalisiert. Und jetzt kommt die Überraschung für viele: Das macht der Magen schon ab einer Menge von 500 – 750 g oder ml. Der Magen misst nämlich das Gewicht bzw. das Volumen der Nahrung und mittels eines Hormons kommt dann eben das Signal „Genug!“. Bist du überrascht wegen der kleinen Menge? So geht’s vielen! Denn jeder kann die Rezeptoren in der Magenwand natürlich beleidigen, in dem man sie immer wieder ignoriert. Irgendwann senden sie dann keine Info mehr an die Schaltzentrale im Hirn. Und so wird munter viel zu viel gegessen.
Zum anderen – und das leuchtet jetzt schon ein – liegt es an der Ess-Geschwindigkeit: Bis das Signal in deiner Hunger-Sättigungszentrale registriert wird, vergehen im Schnitt 20 Minuten. Das heißt, auch wenn du nur 10 Minuten lang isst, kommt das Signal erst verzögert nach deiner Mahlzeit an. Wer in 10 Minuten dann schon alles reingeschaufelt hat, wird sich hinterher dem Völlegefühl hingeben müssen. Denn die Verdauung von zu viel Essen nimmt uns die Energie für alles Weitere. Oft werden wir dann sehr müde, träge, lustlos!
Und außerdem können auch noch Übelkeit, Aufstoßen, Sodbrennen auftreten und konzentrieren (auf den Job oder Gespräche mit der Familie) mag man sich schon gar nicht mehr… Suppenkoma!
Das Ziel des Essens ist, dass man sich hinterher besser fühlt als vor dem Essen, satt ist und satt bleibt, ohne das
Gefühl des Platzens. Um das zu lernen sind vier Dinge entscheidend:
• regelmäßige Mahlzeiten
• ausreichende Portionsgrößen
• angemessene Mahlzeitendauer
• bewusste Wahrnehmung des Essens
Und bitte lasse den Satz „Iss deinen Teller leer, sonst scheint morgen die Sonne nicht“ und Sätze mit vergleichbarem Inhalt in der Vergangenheit. Bei den heutigen Portionsgrößen in den meisten Restaurants, Kantinen, Fressbuden ist es kein Wunder, dass wir uns hinterher so elend fühlen, wenn wir alles aufessen. Die Portionen sind schlichtweg häufig viel zu groß – insbesondere dann, wenn wir nicht mehr körperlich arbeiten.
Ich habe neulich mit einem Koch zusammen ein Kochevent geführt. Dabei kam heraus, dass er als Koch immer mit 1 kg Essen für eine Portion bzw. pro Person rechnet. So hatte er es gelernt. Und mir wurde dadurch noch klarer, warum jeder gut für sich selbst sorgen muss und das Gefühl nach dem Essen selbst in der Hand hat. Es ist wohl sehr gut, dass es mittlerweile (fast) überall möglich ist, die Reste mit nach Hause zu nehmen. So müssen wir nichts mehr wegwerfen (lassen) und können uns rundum wohl fühlen...