Ernährungsfehler sind verzeihbar!

Der Abend war gesellig, die Gespräche erfüllend und der Wein … ja, der floss! Das kennen wir alle! Und auch das Szenario ist bekannt: Die Kuchentafel ist eröffnet, das Geburtstagskind lädt großzügig ein … und der Vorsatz, dieses Mal nur EIN Stück Kuchen zu essen, ist Schnee von gestern. Kennen wir auch!

Und dann ist da noch das verführerische Brunch-Buffet. Auch das ist ein Ort, wo Zurückhaltung und Maßhalten eher schwerfallen.
Warum? Vielleicht ist die einfache Antwort: Wir sind Menschen! Wir sind emotionale Wesen durch und durch. Ob es die Gesellschaft ist, die wir (emotional) genießen? Oder das großzügige Angebot, das uns lustvoll anlächelt und uns das Wasser im Mund zusammenlaufen lässt? Welche (Vor-)Freude sich da in uns ausbreitet! Oder aber all die Köstlichkeiten auf einem Buffet, die bestimmt nie, nie wiederkommen werden und daher jetzt(!) sofort (!) vernascht werden müssen?
Vielleicht ist die Antwort auf das obige „Warum“ auch: „Warum nicht“?

Das Ge-Wissen meldet sich dann und wann. Manches Mal schön währenddessen, manches Mal erst am nächsten Tag. Das Ge-Wissen ist eine ziemlich schlaue Institution des Körpers, um sich zu schützen: vor zu viel Alkohol, zu viel Zucker, zu viel was auch immer … Ein bisschen Alkohol, ein bisschen Zucker, ein bisschen von irgendetwas ist kein Ernährungsfehler, ein Zuviel häufig schon. Und dennoch, und diese Haltung habe ich nicht nur als Mensch, sondern auch in meinem Beruf als Ernährungsberaterin: Das Ignorieren des Ge-Wissens ist so, so menschlich.

Wenn, dann richtig: mit Genuss!! Diese Haltung vertrete ich ebenfalls. Denn über die Stränge schlagen gehört auch zum echten Leben dazu. Das Zuviel zeigt uns unsere Schranken, nicht nur durch das sich in den Vordergrund drängende Ge-Wissen, sondern auch durch körperliche Anzeichen irgendwann danach. Uns plagen der Kopfschmerz, die Übelkeit, die Blähungen, die Appetitlosigkeit, das Völlegefühl, das Übergeben … und immer wieder gern auch in elendiger Kombination. Der Körper sagt es dir direkt: Mach das nicht nochmal!  Doch auch nach den ersten Beschwörungen, sicher in Zukunft brav zu sein; bei nächster Gelegenheit …
Wir haben die Wahl: Ob wir mitmachen und wenn ja, wie weit wir es (über-)treiben wollen.

AUSNAHME REGEL 140646517 M CUnd auch diese dritte Haltung vertrete ich: Relativieren! Wer sich den Übertreibungen beim Essen und Trinken eher selten hingibt, wird auf Dauer nicht mit Konsequenzen rechnen müssen. Daher: Schwamm drüber! Einmal die Woche Reispampe mit Glutamat getränkter Soße an viel Fleisch und wenig Gemüse beim Asia-Imbiss an der Ecke in der Pappschachtel to go? Wenn kümmert das schon, wenn es eine von 21 Mahlzeiten in der Woche ist (ich bin von drei Mahlzeiten pro Tag ausgegangen). Dabei geht es mir nicht um asiatische Restaurants – die können ja bekanntlich furchtbar lecker und gut kochen – sondern eher um die fragwürdige Qualität mancher Fast-Food-Restaurants und das Essen im Gehen.

Letztlich bleibt es die Frage: Ist es die Ausnahme oder die Regel? Denn erst, wenn es sich um mehrere Mahlzeiten pro Woche handelt, werden die Konsequenzen zum Tragen kommen. Der Bauch wächst, die Blutwerte werden schlechter, die Stimmung kippt … Spaß und gute Lebensqualität sehen anders aus!


 Bild: © Thomas Reimer / fotolia

Dienstag, 05 Februar 2019 16:09