Die vegane Ernährung wird dabei oft sehr heiß diskutiert. Doch was bedeutet sie für Menschen, die sich für diese Ernährungsweise entscheiden, und deren Gesundheit? Nach Schätzungen ernährten sich im Jahr 2019 rund 1 Million Menschen in Deutschland vegan. Eine vegane Ernährung bedeutet, komplett auf Produkte aus tierischer Herkunft, wie z. B. Fleisch, Fisch, Milch und Milchprodukte, Eier und auch Honig, zu verzichten. Lebensmittel wie Obst, Gemüse, Hülsenfrüchte, Nüsse, Öle und Getreide und auch die Produkte, die daraus hergestellt werden (z. B. Fruchtaufstriche und Gemüse-Eintöpfe) sind erlaubt.
Um zu verstehen, was Menschen zu der rein pflanzlichen Ernährung bewegt, ist ein weites Verständnis und das Beachten vielfältiger Gründe erforderlich:
+ ökologisch: Durch die vegane Ernährung fällt der ökologische Fußabdruck durch die Vermeidung der Massen-Tierhaltung erheblich geringer aus. Beispielsweise werden die Nutzung großer Landflächen (für den Futteranbau) sowie Wasser und klimaschädliche Gase eingespart. Das schont die Umwelt!
+ ethisch: Einer der Hauptgründe für diese Ernährungsweise ist, dass das Tierwohl an erste Stelle gestellt wird. So will man fragwürdige und als unzumutbar eingeschätzte Zuchtverhältnisse, Tierhaltungen und Schlachtungsumstände kommerzieller Tierprodukte vermeiden.
+ Gesundheit: Wie bei jeder anderen Art sich zu ernähren, kommt es stark auf die individuelle Lebensmittelauswahl an. Aufgrund der Vermeidung tierischer Lebensmittel werden bei der veganen Ernährung mehr Gemüse, Obst, Vollkornprodukte, Nüsse und Hülsenfrüchte verzehrt. Wer das tut, hat ein klares Gesundheitsplus, denn in diesen Lebensmitteln befinden sich die Ballaststoffe. Diese tun nicht nur Magen, Darm und der Verdauung gut, sondern senken auch das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Auch bestimmte Vitamine und Mineralstoffe, wie Vitamin B1, C, E, Kalium, Magnesium und sekundäre Pflanzenstoffe sind vermehrt in der pflanzlichen Kost zu finden. Auch die Gefahren, die durch Fleisch aus Massentierhaltung entstehen können, beispielsweise Resistenzen gegen Antibiotika, werden umgangen.
Übrigens! Vegane Produkte sind am Siegel der Vegan Society zu erkennen. Vielleicht hast es schon auf dem einen oder anderem Produkt gesehen? Auch die, die im ersten Moment offensichtlich vegan erscheinen, tragen es. Fruchtsaft, beispielsweise, wird oft von Herstellern mit Gelatine, einem tierischen Produkt, von seinen Trübstoffen befreit. So wird aus einem trüben Apfelsaft ein klarer. Der vegane klare Apfelsaft wurde nicht mit Gelatine geklärt, sondern mit mechanischen Filtrierverfahren oder Erbsengelatine. Dieses Siegel bestätigt, dass das Produkt komplett vegan ist, keine Tierversuche an irgendeinem Punkt der Produktentwicklung involviert sind und die Zubereitung separat zu tierischen Produkten stattfindet.
Logo: © The Vegan Society
Und neben den Argumenten für die vegane Kost gibt es auch welche, die dagegensprechen:
- ökologisch und ethisch: Bei diesem Argument spielen die gleichen Aspekte, das Tierwohl und die Umwelt, mit. Wer sie schützen möchte, muss nicht komplett auf tierische Produkte verzichten. So sind gerade bei Bioverbänden wie Demeter und Bioland die Richtlinien für die Tierhaltung und Fütterung sehr streng. Und auch das Kaufen regionaler Produkte, beim Metzger des Vertrauens, entlastet Tier und Umwelt. In unserem Blogpost, der die unterschiedlichen Regelungen der Biosiegel anschaulich zusammenfasst, findest du noch mehr dazu.
- Gesundheit: Veganer Kuchen oder ein Sojaschnitzel mit Pommes und einer dicken Portion Ketchup schmeckt gut – ist aber sicher auf Dauer nicht gesund. Zu viel Zucker, zu wenig Ballaststoffe.
Und auch bei einer ganzen Reihe an Vitaminen und Mineralstoffe ist es mit veganer Kost schwer, die benötigte Menge durch das Essen zu bekommen. So wird häufig zu wenig Eisen, Calcium, Jod, Zink und vor allem das Vitamin B12 aufgenommen. Auch die Omega-3-Fettsäuren und das Protein sind häufig Mangelware im Körper, da pflanzliche Omega-3-Fettsäuren und auch Proteine schlechter vom Körper genutzt werden können als tierische. Bei den Proteinen kommt es dann auf das genaue Wissen über die richtigen Lebensmittel-Kombinationen an, denn damit kann man die Aufnahme von pflanzlichen Eiweißen verbessern.
Schaut man aus unserer Sicht als Ernährungswissenschaftlerinnen, würden wir diese Ernährungsform nicht empfehlen – zu groß ist die Gefahr, dass der Körper nicht bekommt, was er braucht. Um sich langfristig vegan zu ernähren und dabei gesund zu bleiben, muss man sich sehr intensiv mit dem Thema Ernährung auseinandersetzen und sich regelmäßig beim Arzt durchchecken lassen, ob die Blutwerte in Ordnung sind. Schaut man aus der ökologischen und ethischen Perspektive auf das Thema, können wir der veganen Kost hingegen viel abgewinnen. In dem Buch „Ethisch Essen mit Fleisch“ von der Ex-Veganerin Lierre Keith wird beschrieben, wie man einen guten Mittelweg findet. Sie entwirft einen sehr erstrebenswerten Weg, um den Konflikt zwischen rein pflanzlicher Kost und dem Essen von Fleisch & Co. aus Massentierhaltung auch anders zu lösen, als komplett auf Tierisches zu verzichten.
Letztendlich befürworten wir jedoch auch, dass jeder für sich selbst einen eigenen besten Weg finden muss, mit dem man sich identifizieren kann und bei dem der Fokus auf das fällt, was einem am Herzen liegt und gut tut.
(Saskia Neumeier)
Bild: © kalhh / pixabay.com
Logo: © The Vegan Society
Quellen: Umfrage zu vegane Essgewohnheiten – https://de.statista.com/statistik/daten/studie/445155/umfrage/umfrage-in-deutschland-zur-anzahl-der-veganer/
Fleischatlas 2018 des BUND – https://www.bund.net/fileadmin/user_upload_bund/publikationen/massentierhaltung/massentierhaltung_fleischatlas_2018.pdf
Buchtitel „Ethisch Essen mit Fleisch“ von der Ex-Veganerin Lierre Keith aus dem riva-Verlag